| 
  • If you are citizen of an European Union member nation, you may not use this service unless you are at least 16 years old.

  • You already know Dokkio is an AI-powered assistant to organize & manage your digital files & messages. Very soon, Dokkio will support Outlook as well as One Drive. Check it out today!

View
 

Session OpenAccess Rollenspiel (und Diskussion)

Page history last edited by Edlef Stabenau 8 years, 5 months ago Saved with comment

Hier das Protokoll unserer OA-Projektgruppe:

[...]

Teilnehmer: 16

 

Protokoll: Fratz

 

Studierende des 6. Semesters des Studiengangs Informationsmanagement der FH Hannover luden zu einem Rollenspiel und einer anschließenden Diskussion zum Thema Open Access (OA) ein.  

 

Im Rollenspiel suchte eine Autorin einer Forschungseinrichtung die Möglichkeit, die Ergebnisse ihrer Forschungen in einem Artikel zu veröffentlichen. Ihre Forschungseinrichtung empfahl ihr im hauseigenen Repository und gleichzeitig in einer OA-Zeitschrift zu veröffentlichen. Weitere „Player“ waren ein Verlag und die Bibliothek der Forschungseinrichtung, die das Für und Wider einer OA-Veröffentlichung bezüglich Kosten, Sichtbarkeit und Qualitätssicherung thematisierten. Am Ende hatte die Autorin eine Menge Empfehlungen erhalten und stellte sich und dem Plenum die Frage, wie sie sich denn entscheiden solle und regte so eine Diskussion über OA an.

 

Das Plenum war sehr heterogen besetzt, so dass sich schnell eine lebhafte Diskussion entspann. Forscher, Studierende, Lehrende, Bibliothekarinnen aus Forschungseinrichtungen und weitere Interessierte stellten aus ihren jeweiligen Blickwinkeln ihre Positionen in der Diskussion dar.

 

Vorteile OA:

 

  • Die Daten sind schneller in der Öffentlichkeit und länger verfügbar
  • Die staatliche Finanzierung eines großen Teils des Forschungsbetriebs macht OA zu einem Muss, damit die Öffentlichkeit (Bibliothek) nicht doppelt bezahlt.
  •  Veröffentlichungen liegen digital vor, so dass das Problem von vergriffenen Publikationen (wie im Buchhandel) nicht auftritt.
  • Regionen, die mit herkömmlichen Publikationsverfahren schlecht bis gar nicht erreicht werden konnten, haben über OA die Möglichkeit dies zu ändern
  • Publikationen sind für den Endnutzer kostenlos

 

 

Qualitätssicherung/ Renommee:

 

Kontrovers wurde es beim Thema Qualitätssicherung. In vielen Disziplinen ist z. B. peer review sehr umstritten. Die verschiedenen Verfahren (single blind, double blind…) hätten alle ihre Vor- und Nachteile. Eher Nachteile.

 

Auch Impact Faktoren (IF), wie sie das Web of Science ermittelt, werden eher problematisch gesehen:

 

  • deutsche bzw. nicht-englische Publikationen sind kaum vertreten
  • IF werden von kommerziellen Anbietern angeboten, die eigene Interessen verfolgen
  • OA-Zeitschriften sind unterrepräsentiert
  • eine Aussagefähigkeit ist nicht in allen Disziplinen gegeben

 

Die überwiegende Ablehnung dieser Verfahren gipfelte in folgende provokante Fragen:

 

Warum sollen nicht auch „schlechte Beispiele“ von Forschungsarbeiten veröffentlicht werden? Kann nicht jeder Forschende selbst beurteilen, was er wie liest/lesen will?

 

Brauchen wir überhaupt peer reviews und Impact Faktoren? Warum sollen Autoren nicht alles veröffentlichen und zur Diskussion stellen können? Und dann ggf. mit revised versions weiterentwickeln?

 

OA vs. renommierte Verlage

 

Und dennoch veröffentlichen die Autoren lieber in angesehenen Publikationen. Es wurde die Frage aufgeworfen, wie Autoren zu OA gebracht werden können?

 

Vorteile von OA für die Autoren herausstellen:

 

  • Öffentlichkeit ist größer
  • durch Optimierung der Suchmaschinen werden die Autoren besser gefunden
  • „lebendiges Feedback“ ist möglich, auch erwünscht?

 

Die Verlage sind natürlich daran interessiert „ihre Pfründe zu verteidigen“.

 

Dennoch gibt es Versuche wie z.B. Springer Link, OA und Verlage zusammen zu bringen. Auch wenn Springer Link der Definition nach nicht OA ist.

 

Eine „Kultur“ muss geschaffen werden, die Publizieren in OA zum Standard macht.

 

Es wurde die Hoffnung geäußert, dass Forschungseinrichtungen, in denen es zur Selbstverständlichkeit geworden ist, in den eigenen Repositories zu veröffentlichen, Vorbild für junge Wissenschaftler sein können, diese Kultur zu entwickeln und weiterzugeben (Bsp.: Fraunhofer-Publica).

 

Herausgestellt wurde auch, dass diese Kultur eine Generationenfrage sei und junge, „technikaffine“ Wissenschaftler die OA-Modelle schneller und positiver aufnähmen als ältere.

 

Wer trägt die Kosten?

 

OA ist zwar für den Endnutzer kostenlos. Kosten fallen aber trotzdem beim Publizieren an, entweder beim eigenen Repository oder bei den Verlagen. Die Regelung „author pays“ mache ein Verschieben des Geldes von den Bibliotheken, die bisher die Arbeiten kauften/zugänglich machten, in Richtung des Autors (Lehrstuhls) erforderlich. Was passiert mit der Bibliothek?

 

Ausblick

 

Wie wird sich OA entwickeln? Wird es sich durchsetzen? Wird die OA-Revolution von unten oder von oben geschehen?

 

Hier gab es einen breiten Konsens, dass sich OA auf jeden Fall durchsetzen wird, dabei hängt es sehr von der jeweiligen Disziplin ab, wann und wie dies geschieht.

Z. B. sind einzelne Disziplinen wie die Pädagogik noch „komplett offline“, während andere wie die Physik bereits Instrumente (ArXiv, Public Library of Science(PLoS)) und eine Kultur dazu entwickelt haben. Komplett in wissenschaftlichen Weblogs und ohne Zeitschriftenartikel arbeite schon das Online-Business, was aber wegen „fehlender Knotenpunkte“ nicht für alle als Vorbild dienen könne.

 

Die Generationen-These macht eine allmähliche Hinwendung zu OA zu einer Zeitfrage.

 

Weiterführende Projekte wie Open Science, bei dem Forschungsdaten der Öffentlichkeit komplett und kostenlos zur Verfügung gestellt werden, fanden ebenfalls Erwähnung.

 

Ende Protokoll

 

 

Die Session wurde mit einem Rollenspiel begonnen in dem Session-Initiatoren die Akteure des wissenschaftlichen Publikationsprozesses gespielt haben

 

Punkte die in der Diskussion aufkamen

  • OpenAccess ist in einigen wissenschaftlichen Bereichen Standard und wird deshalb fast gar nicht wahrgenommen (e.g. Physik mit dem Preprint-Server http://arxiv.org). In anderen nimmt der Anteil and OA Journalen stetig zu (e.g. Biowissenschaften). Zudem scheint es einen Generationsunterschied zu geben. Jüngere Wissenschaftler, für die aus anderen Bereichen des Lebens Teilen und Verbreiten von Informationen alltäglich ist, sind OpenAccess eher zugewandt als ältere.
  • I.a. werden Wissenschaftler vom Volk bezahlt um Wissen zu generieren. Das die Rechte der daraus resultierenden Publikationen an Verlage abgetreten werden, die damit große Gewinne einfahren, ist moralisch zweifelhaft.
  • Im den Marketing-Wissenschaften wird gar nicht über Verlage veröffentlicht, sondern nur über Blogs.
  • Immer mehr große Institutionen (e.g. Frauenhofer Institut, Max-Planck-Gesellschaft) fordern dass von Ihnen finanzierte Forschung als OA veröffentlicht wird.
  • Im Alltag eines Forscher ist Literaturrecherche ein essentieller Teil der Arbeit. Sind Publikationen hinter Bezahl-Schranken verborgen kann dies unnötigen Aufwand und somit Vergeudung von Zeit bedeuten. Bei OpenAccess ist dies nicht der Fall.
  • An sich ist es nur ein finanzielle Umverteilung nötig: Das Geld das den Bibliotheken für Abonnements zur Verfügung steht, kann statt dessen in die Förderung von OA Publikation fließen. Frage - geht diese Rechnung auf? Meinung in der Gruppe hier nicht übereinstimmend. Der Finanzielle Aspekt darf aber nicht überwiegen - Forschung per se ist auch mit (finanziellen) Aufwand verbunden. Ohne Investition von Ressourcen gibt es keinen Fortschritt.
  • Mit der exponentiell wachsenden Menge an Publikationen wird Datamining und Suchfunktionen immer wichtiger. OpenAccess ermögliche viel bessere Datamining da nicht nur ein Abstract, sondern der kompletter Corpus nutzbar is
  • Auch etablierte Verlage mit Bezahlmodellen fangen an mit OA zu liebäugeln und zu experimentieren (e.g.Nature Publishing Group, Springer)
  • Häufig ist OpenAccess kein Kriterium bei der Auswahl bei der Wahl ein zu publizierenden Artikeln sondern einzig der Impact Factor.
  • Verschiedene OA-Publikationsstrategien haben ihre Berechtigung: Grüner Weg = Publikation und Archivierung elektronischer Dokumente parallel (oder nach Ablauf einer Sperrfrist) zu geplanten oder schon veröffentlichten Printpublikationen auf Dokumentenservern (Repositorien); Goldener Weg = Erstveröffentlichung in OA.
  • Es gelten die gleichen Qualitätsstandards wie für klassische Printveröffentlichungen! Teilweise kann auch über das traditionelle Double-Blind-Verfahren hinausgegangen werden, indem das Manuskript direkt nach seiner Veröffentlichung (z. B. in einem Blog) öffentlich diskutiert wird.

 

Fazit: OpenAcces wird langfristig das wissenschaftliche Publikationswesen dominieren. Allerdings wird der Wandel dorthin noch einige Jahre benötigen. Zudem wird es wahrscheinlich keine gemeinsame Strategie für alles wissenschaftlichen Bereiche geben, sondern jede wissenschaftliche Community OA unterschiedlich umsetzen.

 

Teilnehmerlist (freiwilliges Selbsteintragen):

 

Comments (0)

You don't have permission to comment on this page.